31Juli
2014

24.07.2014 - Im Land der Grizzlies

Nach einer zwar bärenlosen, doch dafür anderweitig gestörten Nacht (die Eisenbahnlinie führt quasi direkt an unseren Kopfkissen vorbei und die Lokführer in Kanada scheuen sich nicht davor, auch nachts akustische Warnsignale zu geben) soll es heute endlich den ausgefallenen Programmpunkt des Vortags geben: Lake Moraine oberhalb von Lake Louise.
Ohne großartige Morgentoilette und Frühstück geht's die 14 km lange Zufahrtsstrasse zum besagten See hoch. Wir sind allerdings lange nicht die Ersten dort. Aber der einsetzende Regen sagt uns eh, dass erstmal Frühstück im kuschelig-trockenen Wohnmobil angesagt ist.

Danach hat der Regen sich verzogen und wir schießen etliche Fotos von dem See mit seiner unglaublichen petrolartigen Farbe.

Aber der eigentliche Höhepunkt kommt erst: gleich am Aussichtspunkt des Sees beginnt ein Trail zum Lower Consolation Lake, den wir gehen wollen. Allerdings... Warnschilder weisen eindringlich darauf hin, dass wir uns damit in Grizzly-Gebiet begeben und es unter Strafe verboten ist, mit weniger als 4 Leuten loszuziehen.
Da wir aber diese reizvolle Wanderung unbedingt machen wollen, gehen wir trotz des sehr mulmigen Gefühls los.
Zuerst geht es über ein Geröllfeld, dann wird der Wald immer dichter und wilder, wir vier sind scheinbar allein unterwegs und schauen sehr wachsam und irgendwie auch etwas nervös um uns. Knackende Äste, Rascheln im Unterholz und unser dunkler Waldweg tragen nicht gerade zur Entspannung bei. Aber wir haben ja unser Bärenspray dabei (wobei niemand wirklich in die Situation kommen mag, dieses auch wirklich anzuwenden. Denn das hieße echten Bärenkontakt!). Und außerdem erinnern wir uns an die Ratschläge, mit Klatschen und Singen die Bären schön auf Abstand zu halten. Also bieten wir unser gesamtes Liederrepertoire auf, welches von Beatles-Hits über Schlager ("Weine nicht, wenn der Regen fällt.. dam-dam..") bis hin zu Neuen Geistlichen Liedern wie "Laudato si" reicht. Anscheinend ist das abschreckend genug, denn kein Grizzly kreuzt unseren Weg.
Stattdessen lichtet sich irgendwann der Weg und führt durch wilde Wiesenlandschaft entlang des Flusses zum Consolation Lake.
Eine wilde Kletterei auf riesigen Felsblöcken beginnt; Sabine erobert eine kleine Insel im Fluss und das Herz eines großen Murmeltiers.
Und die Bergriesen um uns herum und die neugierigen Eichhörnchen schauen ungerührt zu.

Der Rückweg ist aufgrund der nun doch zahlreicher werdenden Wanderer nicht mehr ganz so beängstigend und wir erreichen bärenlos Lake Louise, wo Regen einsetzt. Wieder einmal Glück gehabt, dass wir die Wanderung im Trockenen machen konnten. Kurz vorm Ende des Pfades gibt's noch was Neues: Pikas, kleine flauschige Nager, tümmeln sich am Geröllabhang.

Essen gibts, weil die Wanderer zu matt zum Kochen sind, in einem Family Restaurant mit WLAN in Lake Louise und abends wird im WoMo noch gemütlich bei Knabberzeug zusammen gesessen, während draußen der Regen prasselt.